AUGENBLICKE

S T I L L E   E R W E C K T

Lang haben deine Füße nur harten Stein unter sich gespürt.
Haben Dich so oft in vorgegebener Zeit an jeden Ort geführt.
Sind stets deinem Ruf gefolgt, erklommen manchen, mühsam steilen Weg mit Dir.
Kaum angekommen eilten sie dann weiter, oft getrieben wie ein gehetztes Tier.

Fragten nicht nach Rast, wenn auch dein Schritt so schnell gewesen ist.
Wenn du mit deinem Geist eher noch als sie am Ziel gewesen bist.
Haben geduldig wie ein Sherpa Deine Last getragen und sich nie beklagt,
Nie nach stillem Stand und Ruhe Dich gefragt.

Lang schon haben Deine nackten Füße keine weiche Frühlingswiese mehr gespürt,
Keine feste Erde und kein feuchtes Moos mehr sanft berührt.
Lang schon floss kein klares Wasser mehr durch deine Zeh’n,
Ließt du laue Sommerluft um deine bloßen Füße weh’n.

Spuren hast du schon lang’ nicht mehr gezeichnet auf deinem Weg im warmen Sand.
Den du so schnell mit schwerem Herz gegangen, auf dem die Seele keine Ruhe fand.

Doch nun hältst du inne, bleibst du steh’n,
Willst endlich wieder Boden spür’n, auf dem deine Füsse geh’n.

In dieser Stille, die dich plötzlich wohlig sanft umfährt,
D
ie wie ein Zauber alle Hast in tiefste Ruhe nun verkehrt,
Spürst nun auch du, dass jene Zeit gekommen ist,
I
n der du innehalten sollst, um hin zu spür’n woher du kommst,
W
ohin du gehst und wo du stehst.

Auch wenn die Seele sich weiten und erheben will,
Bleib’ mit der Erde stets verbunden, vertrauend, still.
Gleich einem zarten Spross kannst Du auf Deine Kraft Dich unbesorgt verlassen.
Deine Wurzeln, durch die du dich aus sattem Boden nährst,
Werden aus dir den Baum erwachsen lassen,
In dessen weiter Krone, nah dem Himmel, die Vögel ihre Lieder singen.
Um fliegend leicht, wie Dein erwachter Geist, sie weit in diese Welt zu bringen.

Frühling erweckt und breitet vor dir aus sein blühend Band.
Reicht mit seiner Lebensfreude auch immer wieder dir die Hand.
Beginnt von neuem und führt dennoch fort seine Tausendfarbenwunderwerke.
Er zeigt von Jahr zu Jahr, das eine alte Kraft der Erde innewohnt, die Stärke,
Die nie verloren geht, sich nur für eine Zeit beruhigt,
Um dann erneut empor ans Licht zu streben.
Wie der ewigen Natur verleiht Stille, Rast und Einkehr auch dir,
Erholte Kraft für neues Leben.

Frische Frühlingsluft, ein erster Hauch von Leben, Aufbruch, Zuversicht und Mut
Entfacht ein neues Feuer aus längst erloschen geglaubter Glut.
Verwandelt dumpfen Hall von Kargheit, Dunkelheit und Schmerz
In einen feinen hellen Klang im jung erwachten Herz,
A
us dem ein ganzes Lied erwächst, das durch deinen Sommer schwingt.
Der dir zum Dank für deine Weise, deine Melodie, Dir Freude, Glück und Liebe bringt.

© Frank Breburda

 

K A N N S T   D U   E S   H Ö R E N  ?

Kannst du es hören, das Säuseln des Windes, im Kornfeld das Rauschen?
Welch großes Vergnügen die kleinen Dinge zu sehen, zu hören und ihnen zu lauschen.

Siehst du es auch, wie der Windhauch geschmeidig das Ährenfeld wiegt ?
W
ie er sanft über goldene Halme gleitet und eins nach dem ander’n behutsam biegt.

Empfindest du auch die Freude der Lerche bei ihrem Aufstieg in schwindelnde Höhn ?
H
örst Du ihre Stimme in dir, wie sie singt, die Welt sie ist und sie bleibt wunderschön ?

Wenn knospende Blumen leise sich öffnen, sich weitend der wärmenden Sonne zuwenden.
Wenn hoch am Himmel unzählige Vögel voll Hoffnung den Flug aus dem Süden beenden.

Schau hin, da trollt sich tatsächlich ein Murmeltier aus seinem behaglichen Bau.
Der lange erholsame Schlaf gab im Kraft, der Frühling hält Einzug, es spürt es genau.

Weißt Du woraus das wahre Leben besteht ?
Warum die Erde sich unbeirrt weiter und weiter dreht ?
Warum, wenn der Morgen erwacht, die Vögel beginnen zu singen ?
Und wenn die Sonne versinkt, sie dir noch einmal ihre schönsten Lieder bringen ?
Warum auf den Gipfeln der Berge die Stimme des Menschen schweigt ?
Warum beim Blick auf die Weite des Meeres sich die Sehnsucht beruhigt und die Seele sich zeigt ?

Das Leben ist einfach, nicht schwer zu versteh`n.
Folge dem Lauf der Natur, um mit ihr gemeinsam den Weg zu geh`n.
Beuge dich demutsvoll nur vor ihr, sie ist reine Wahrheit und nur diese ist groß.
Sie spendet Hoffnung und Zuversicht, zeigt dir immer wieder, auch du bist ein Kind aus ihrem Schoß.

Die Natur will als wahres Vorbild dienlich dir sein, welches dich sicher führt und lenkt.
Dir die Hand reicht, den Weg zeigt und nach wolkenverhangenem Himmel
Dir immer wieder die strahlende Sonne schenkt.

Sorge dich nicht um das was Menschenhand schafft und verleiht.
Öffne dein Herz für das Neue in Dir, die Wahrheit der Seele und spür’ wie sie wächst und gedeiht.
Ohne Hast in Gleichmut und steter Gewissheit zum Wachstum bereit.
Im Kommen und Gehen, im Geben und Nehmen, geborgen im endlosen Rhythmus der Zeit.

Und all das für nicht mehr als nichts, nicht für Schönheit, Reichtum, nicht für Gold und für Geld.
Allein für die Freude, dass man angekommen in sich, nie mehr allein ist auf dieser verzauberten Welt.

© Frank Breburda

 

S T E L L   D I R   V O R

Stell Dir vor, du hast Dich nun an jenen Ort geführt,
An dem die Vergangenheit die Zukunft sanft im Nichts berührt.
Es keinen Anfang und es auch kein Ende gibt,
Wo der Gedanke ungedacht und leer,
Und das Gefühl für Zeit, ist dort, wo du jetzt bist, schon endlos lange her.

In diesem winzigen Moment des Augenblicks,
Der keine Antwort sucht und keine Frage stellt,
In dem alles federleicht und schwer zugleich,
Nichts schwebt und auch nichts fällt.

Wo nicht der Tag die Nacht und nicht die Nacht den Tag gebiert,
Wo jedes falsche Wort verhallt und sich sein Sinn verliert.
Dort wo sich jedes Maß auflöst das von Menschenhand und Menschengeist geschaffen ist.
Du ganz nah bei dir, mit allem eins und deshalb nicht alleine bist.

Wenn sich die Welt in dir beruhigt, alles stille steht, sich nichts mehr bewegt.
Und nur dein Puls den Fluss der Zeit verrät, den Takt des Lebens leise weiter schlägt,
Fällt alles ab von dir und du spürst Neubeginn,
Aus dem du erschaffen darfst, was deiner Seele wichtig ist.
Du ganz allein Gestalter Deines Seins und König deines Lebensreiches bist.

Gestalte deine Welt, in der nur noch das Wort geführt, dass Zuversicht und Hoffnung nährt.
Alles, was den Menschen aufgehalten, ihn belegte, sich dann in sein Gegenteil verkehrt.
Dein Wort kann Leid und Freude bringen, Verzweiflung und auch Glück,
Bedenke, jedes Wort, dass dir entspringt, ist Schwingung, sie kommt zu dir zurück.

Die Sprache soll allein der Wahrheit dienlich sein, die hilft, sich und den and’ren zu versteh’n.
Gemeinsinn schaffend, ein Ziel beschreibend, um dann den Weg zu geh’n.
Sie ist die Energie, die nicht nur das Ohr erreicht, sie berührt die Seele, fließt direkt ins Herz.
So frage Dich, bevor du etwas sagst, ob es dem Wachsen dient, das Leben weckt oder den Schmerz.

Sei achtsam um das Wort, um jeden Satz. Mache dir zu eigen,
Wenn du nicht sicher weißt, wem du warum, was, wie erzählst und sagst, solltest du lieber Schweigen.

© Frank Breburda

 

W E N N   N A C H T S   D E R   M O N D

Wenn nachts der Mond am Himmel steht,
Und der Wind auf Reisen geht,
Wird er unter den drei Linden
Seine große Freude finden.

Streift erst noch durch ein, zwei Gassen.
Er kann`s auch heute Nacht nicht lassen.
Denn heute Nacht, das ist sein Tag.
Da wird’s so sein, wie er es mag.

Er fragt heut` nicht, wer will und kann.
Heut` führt er selbst den Reigen an.
Fliegt vergnügt zum welken Laub,
Zum Altpapier und grauen Staub.

Fängt ganz sanft und unbemerkt,
Sich an zu dreh`n, mal so herum mal umgekehrt.
Dann bittet er zum Wirbeltanz
Den Blätterfranz und Schnipselhans.

Eine alte Pappe, etwas Gras
Finden sich ein und haben Spaß.
Werden im Nu, fast von allein
Gezogen in den Ringelrein.

Jetzt hat der Wirbel sie gepackt,
Sie fliegen im Dreivierteltakt.
Es geht hoch her,
Da fragt man sich, wo ist nun wer ?

Wen Schwindel packt, der hat verloren.
Es fegt der Wind um alle Ohren,
Im Drüber und im Drunter,
Im Kreise rauf und runter.

Um die Ecke schleicht ganz leis`,
Jemand von dem noch niemand weiß,
Daß es sie gibt, doch sie steht da,
Fast wie ein Schleier, unsichtbar.

Es ist die Windin, sanft und weich,
Aus feinster Luft, fast engelsgleich.
Sie hat dem luftigen Geschehen
Aus der Entfernung zugesehen.

Sie ist vom Wind das Gegenstück
Und sucht in dieser Nacht ihr Glück.
„Was machst denn du denn da mein Kind ?“
„Ich dacht`, daß ich mein Glück hier find`,
Und wer bist du, der da geschwind
im Kreis sich dreht ?“ „Ich bin der Wind.“

Und dann geschah was kommen musste,
Als wenn er und sie es wusste.
Der Wind vergisst sein Spiel im Laub
Und macht sich mit ihr aus dem Staub,

Um dann gemeinsam hinter Hecken,
Sich für`ne Weile zu verstecken.
In dieser ersten Liebesnacht
Geschah ein Wunder, gebet acht.

Es wurd‘ gebor’n das Kind der Windin und vom Winde,
Das noch sehr klein, doch wie ich finde,
Schon alles in sich trägt der Säuselwurm.
Ich glaub` es wird einmal ein starker Sturm.

© Frank Breburda

 

D A S   F U T T E R H A U S   I M   M Ü H L E N T A L

Wann wer kommt und geht, das ist ihm gleich,
Dem Futterhaus im Mühlental.
Da hat ein jeder Vogel freie Wahl.
Ob bunt, gestreift, gescheckt ob grau,
So sieht’s ein jeder, nicht nur fast, sondern genau.

Zum Beispiel kommt der Eichelhäher
Heute ausnahmsweise eher.
Dem Specht, dem ist es sowieso ganz recht,
Denn sein Hunger macht sich breit
Erst gegen vier und fünf, zur späten Mittagszeit.

Eine kleine Meise, ist heut‘ besonders witzig drauf,
Setzte sich vor ihrem Ausflug noch eine Haube auf.
Auch die Ammer kennt sich aus, mit den neusten Moden,
Erscheint heut ganz in gold, pickt lässig und bequem vom Boden.

Ein Schwarm Langschwanzmeisen hängt gedrängt
Am Nußkranz, der am Häuschen schwenkt.
Schau gut hin und lerne,
Die einen hacken sich, doch sie, sie teilen gerne.

Jetzt fliegt heran die Elster, wirklich keck,
Mischt kräftig auf, und alle fliegen weg.
Stopft sich voll, verschlingt zum Schluß
Noch eine fette Haselnuß.

Die letzte Nuß die war zu viel, muß schnellstens wieder raus.
Im Sinkflug drückt sie unverdaut, sie über’m Acker wieder aus.
Dort wo sie hinfällt wächst im nächsten Jahr mit grünem Blatt
Ein Strauch, der braune Früchte hat.

Plötzlich hat’s alle in den Schock versetzt,
Der Falke naht mit zuviel Schwung, hat sich verschätzt
Und landet statt am Futterplatze,
Dicht an der Hauswand neben Luzie unserer Katze.
Doch nicht im Flug nur ist er schnell, hat’s gleich begriffen
Und hat sofort wieder die Flucht ergriffen.

Zwischen Hecken, Sträuchern unterm Erlenbaum
Sieht man den silbergrauen Reiher kaum.
Fast bewegungslos, doch hell wach
Stolziert er durch den kalten Bach.
Sein Auge klar, sein Schnabel scharf gleich einem Messer,
Zieht er ganz gelassen immer wieder einen Fisch aus eisigem Gewässer.
Lässt sie lässig alle gleiten in des Schlundes Grunde,
Es sind heut` wirklich glitschig leckre Funde.

Jetzt hält die andre Katz es nicht mehr aus,
Sie lag am Fenster, schaute raus.
In ihr erwacht das Herz der Jägerin,
Ich will’s nicht seh’n, doch schaue hin.

Sie schleicht durch die Klappe außen `rum,
Auf die Terrasse, schaut ganz dumm,
Denn dort, wo eben emsiges Geflatter war,
Ist Stille, kein einz’ger Vogel ist mehr da.

Betrübt trollt sie sich leis herein,
Vielleicht wird’s morgen anders sein.
Auch ihre Hoffnung stirbt zuletzt,
Hat heut auf’s falsche Federpferd gesetzt.

Die Bank am Fenster, die ist abermals ihr End- und Ausgangsziel,
Dort beginnt schon bald von vorn das Fangnicht-Spiel.
Ich dreh’ am besten unterm Fenster die Heizung etwas wärmer,
Mag sein, sie bleibt dann lieber drin,
Und die gefiederten Gesellen werden nicht um ein paar Freunde ärmer.

Vier Ecken hat das hölzern Vogelhaus,
Jetzt schaut an jeder eine schwarze Amsel raus.
Turmwächtergleich, jede mit starrem Blick,
Beschlagnahmt alles, Stück für Stück.

Mitleidslos heißt es zu sichern den kompletten Platz.
Ein Teil der Beute reicht wohl nicht, es muss sein der ganze Schatz.
Und so halten sie, höchst konzentriert und ganz besessen,
Die Wacht im Zorn am Korn, und haben überdies, das Fressen ganz vergessen.

So geht’s tagein, tagaus, von morgens früh bis in die Nacht,
Ein Flattern, Zwitschern, Balgen, Kommen, Meiden, Teilen, Neiden,
Bis das der Frühling neu erwacht.

Dann fliegen sie hinaus. Auf Wiesen, Feldern, unter Bäumen, hinter Rinden
Dort werden alle reichlich Nahrung finden.

Im nächsten Winter kommen sie dann wieder,
Mit ihren Kindern, die schon groß und singen neue Lieder.
Der Platz wird dann gerichtet sein, mit noch mehr Krumen und mit Kernen,
Sie sollen uns’re Gastfreundschaft auf`s Neue kennen lernen.

Alle sind gewiss, wir auch, es ist und bleibt die beste Wahl,
Das Futterhaus im Mühlental.

© Frank Breburda

 

E R I N N E R U N G

Du legst auf der schwingenden Schaukel
Träumend den Kopf in den Nacken wie damals als Kind.
Und mit versunkenem Blick in den stahlblauen Himmel
Holt dir das Glück die schönsten Momente der Kindheit zurück.

Es war doch viel größer das kleine Brettchen aus Holz
Auf dem du nun wieder sitzt.
Neben dir der mächtige Stamm des Kirschbaums,
In dem ziemlich hoch oben ein Herz mit zwei Namen geritzt.

Du kannst sie nicht lesen doch erinnerst dich dran,
Dass dein Urgroßvater den Baum auf den Kirchplatz gepflanzt
Und weißt, dass noch heute einmal im Jahr,
Das ganze Dorf unter ihm tanzt.

Du träumst vom ersten Versuch dein Rädchen alleine zu fahr’n,
Auch wenn Großvater dich hinten noch hält.
Du braust so schnell wie der Wind
Und hoffst nur das er nicht fällt.

„Halt mich gut fest“ rufst du ihm zu,
Schaust aber nur nach vorn.
Du hast urplötzlich, genau in diesem Moment,
Die Angst vor dem Fall verlor’n.

Denn das „Ja Kind, ich halt dich“ kommt von ganz weit,
Klingt auf einmal so fern.
Es war dir nicht möglich nach hinten zu schau’n,
Doch gemacht hättest du’s gern.

Du hast es geschafft aus eigener Kraft,
Das Gleichgewicht nicht zu verlier’n.
Und du nimmst dir fest vor beim nächsten mal schon
Allein Kunststückchen vorzuführ’n.

© Frank Breburda